Spannungsgeladenes Kreisderby in Grafing

Grafing – Kreisderbys habe bekanntlich eigene Reize und vielleicht auch eigene ungeschriebene Gesetze. Das gilt besonders dann, wenn mit Blick auf die Tabelle sich eine Favoritenrolle aufdrängt, die einem Verhältnis dem Duell von David und Goliath gleichkommt.
Solche Gedanken kommen auf, wenn eine ganz junge Damenmannschaft wie die vom TSV Vaterstetten überraschend deutlich mit 16:0 Punkten die Bezirksligatabelle mit fünf Punkten Vorsprung anführt und dann bei den ebenso jungen Aufsteigerinnen vom TSV Grafing antreten muss, die aber dem anderen Tabellenende näher sind als ihnen lieb ist.

Doch die TSVV-Trainer Tobias Graf und Patrick Domcke waren gewarnt. Mit der Übernahme der Grafinger Mannschaft durch Martina Broß, nebenbei auch Intimkennerin Vaterstettener Verhältnisse, war die Konstellation nicht mehr über Tabellenplätze erklärbar, zumal auf Vaterstettener Seite mit Caro Neckar und Lena Bieder zwei ganz wichtige Spielerinnen fehlten. Den Überraschungseffekt lieferten dann auch die Gelbschwarzen aus Grafing. Svenja Kolodziej war schnell als Grafings Spielmacherin erkannt. Sie eröffnete den Torreigen aus dem Rückraum und bediente trefflich Franzi Hirtreiter und Nathalie Meyer. Es waren keine drei Minuten gespielt und die Broß-Schützlinge führten mit 3:1 Toren. Doch allmählich kamen die Gäste ins Spiel. Zu risikoreich war das Spiel der Einheimischen. Nico Mayerhofer (3), Lea Feder (2) und Pauline Junghan trafen für den TSVV in der Folge fünffach.

Eigentlich war da die endgültige Tordifferenz schon erreicht. Doch die restlichen 53 Minuten hatten es in sich. Vaterstetten ließ keine Grafinger Führung mehr zu. Zumindest die Spannung hielt sich auf hohem Niveau, weil Grafings Damen nie aufgaben und trotz Sonderbewachung für Svenja Kolodziej durch ihren ständigen Schatten Lisa-Maria Becker immer wieder Anschluss fanden. Eng wurde es als TSVV-Spielmacherin Nico Mayerhofer sich in der 39. Minute verletzte und die Gastgeberinnen nach Dreiviertel der Spielzeit auf 22:21 verkürzten. Carolin Swiderski ließ mit tollen Abwehrreaktionen wenig zu, Vaterstetten konnte alle drei Strafwürfe nicht nutzen. Doch mit Mayerhofers Rückkehr ins Spiel setzten sich die Gäste auch tormäßig wieder ab.

Graf lobte seine Mannschaft, die der offensiven Grafinger Abwehr mit Laufspiel und individuellen Stärken begegnete. „Kondition ist unsere Stärke“, musste aber ebenso einräumen, dass seine Mannschaft bisher im Schnitt unter 20 Tore pro Spiel kassiert hatte, nun aber TSVV-Torfrau Klara Benz gleich 27fach hinter sich greifen musste.

So war Trainerin Martina Broß trotz Niederlage mit ihrem Team sehr zufrieden. „Sie haben die Vorgaben gut umgesetzt, weil wir auch unsere besten Abwehrspezialisten auf Vaterstettens beste Werferinnen fokussierten“. „Wir sind noch nicht so ausgeglichen aufgestellt,“ schränkte Broß ein, „ bei uns ruht die Last auf drei Schultern“.

Wahrend Vaterstetten nun mit fünf Punkten Vorsprung nach der Hälfte aller Spiele souveräner „Herbstmeister“ ist, kam Trost und Zuversicht für Grafing von Vaterstettener Seite. „So wie ihr heute aufgetreten seid“, meinte Graf zu seiner Kollegin auf Grafinger Seite, „werdet ihr die Klasse sicher halten.“ Die Chancen stehen wirklich gut, zumal die Bezirksoberliga der Damen auf zwölf Mannschaften aufgestockt wird und nur ein Absteiger die Liga nach unten verlassen muss.

Grafing: Kathrin Schulz, Carolin Swiderski (beide Tor), Svenja Kolodziej (9/6), Franziska Hirtreiter (3), Sonja Morath (1), Nathalie Meyer (7), Sara Br0ß (5), Marlies Berndt, Hanna Schneider, Melanie Eglseder (1), Theresa Böttcher (1), Nina Richter

Vaterstetten: Klara Benz, Marianne Schmid (beide Tor), Laura Opitz, Ruth Schiffmann (1), Julia Schmidbauer(3), Lisa- Maria Becker (5), Lea Feder (3), Valerie Gollnhofer (1), Paulina Junghan (4), Nicola Mayerhofer (11), Sandra Kohl (2), Johanna Wantzen, Laura Kühn, Sissy Kirschstein

Verwarnungen: TSVG 3, TSVV 2
Zeitstrafen: TSVG 3, TSVV 1
Strafwürfe: TSVG 6/davon 6 verwandelt, TSVV 3/0

Schiedsrichter: Tobias Mengedoht, Igor Lukac (beide TuS Prien)

jwg

Mit freundlicher Genehmigung der Ebersberger Zeitung / Münchener Merkur