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Teamsport vom Allerfeinsten

07.11.2006

Tabellenführer Vaterstetten sieht sich nicht als Favorit

von Wilfried Gillmeister

Bayernliga-Schlagerspiel in Regensburg

Vaterstetten - Manchmal können sich Spielplan-Designer zu Propheten entwickeln. Das muss in der Bayernliga der Handballdamen ebenso gewesen sein. Vor einem halben Jahr noch zu Tode betrübt sind die Damen des TSV Vaterstetten und ESV 27 Regensburg aus der Regionalliga Süd abgestiegen. Am Samstag, den neunten Spieltag der Bayernliga stehen sich beide Vereine nach einem Jahr wieder gegenüber.
Aber wie! Die Gäste aus Vaterstetten fahren ohne Verlustpunkte als Tabellenführer in die Domstadt. In der Halle an der Dechbettener Brücke wird "die Bude brennen", denn die ESV27-Damen feierten als nun Tabellenzweiter zuletzt ein Schützenfest nach dem anderen.
Von Wehklagen auf beiden Seiten keine Spur mehr. Regensburgs Manager Gerd Fränkel hatte bereits vor Saisonstart von der neuen Trainerin Judith Pimpl den sofortigen Wiederaufstieg der Mannschaft gefordert. Etwas zurückhaltender sind die Töne, die man aus Vaterstetten hört. Dort wähnt Eck seine neue Mannschaft als noch nicht ausgereift für die Regionalliga. Doch die Fortschritte sind sehr eindrucksvoll. Immerhin haben seine jungen Himmelstürmerinnen bereits zwei starke Mannschaften des oberen Tabellendrittels bezwungen. Insbesonders der TSVV-Erfolg in Winkelhaid ist hoch einzuschätzen, denn dort haben Weidhausen und Dachau bereits Punkte gelassen.
TSVV-Spielerin Arife Krivaca (11) hat sich für das Spiel in Regensburg viel vorgenommen, nachdem es gegen Schwabmünchen für sie nicht so gut gelaufen ist (Foto: jwg)
Einen eindrucksvollen, großartigen Lauf können die Eisenbahnerinnen vorweisen. Mit über 31 Toren pro Spiel sind sie einsame Spitze. Ihren "zweiten Frühling" erlebt offensichtlich die 29jährige Monika Stoilovova, die für Regensburg in sieben Spielen bereits 79 Tore erzielte. Die tschechische Rückraumspezialistin ist damit bisher unangefochtene Torschützenkönigin der Liga. Selbst Nachwuchstalent Vera Balk ist mit 38 Treffern noch vor Vaterstettens bester Werferin Marlies Brauer (31 Tore) positioniert.
Um so mehr ist zu bewundern, wie Vaterstetten mit der nahezu völlig neu formierten Mannschaft (acht Top-Spielerinnen mußten ersetzt werden) die Spitze der Liga erklommen hat. Wird seine beste Abwehr (17 Tore) der Liga dem besten Angriff Einhalt gebieten können? Wird Eck gegen die bei den Damen nicht mehr sehr häufig gespielte 5:1-Abwehr seine Mannschaft richtig einstellen können? Kann Vaterstetten seine makellose Bilanz gegen die daheim ebenfalls noch ungeschlagenen Regensburger verteidigen? Wird es ein offenes Tempospiel mit vielen Toren oder ein von Taktik geprägtes Lauern und Abtasten? Sind die jungen TSVV-Torhüterinnen Steffi Brandes und Janet Pritzel dem Druck gewachsen, den ihre Gegenüber Ines Flesch und Elke Roidl mit Bundesligaerfahrung begegnen können?
Selten war ein Spiel so unvorhersehbar wie diese Spitzenpartie. Regensburg läuft mit einem wesentlich kleineren Kader sehr stabil daher. Eck hingegen kommt unfreiwillig nicht aus dem Experimentieren heraus. Aktuell muss der TSVV-Coach vier Ausfälle verkraften. Neben dem Heimvorteil hebt das die Regensburger in die Favoritenrolle. "Wir sind noch nicht so weit und haben nichts zu verlieren," nimmt Eck allen Druck von seiner Mannschaft. Doch der Ehrgeiz verleiht auch Flügel. In seiner Mannschaft steckt sehr gutes und noch nicht ausgeschöpftes Potential. Der vierte Auswärtssieg wäre für Eck so etwas wie ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk.