TSVV-Damen erkämpfen wertvollen Auswärtssieg ''außerhalb der Normalität''

Vaterstetten – „Unter normalen Umständen….“ Es gibt bei Thomas Eck, dem Trainer der Vaterstettener Handballdamen, unzählige dieser Satzeinleitungen. Doch was ist schon normal, besonders nach dem Konsequenzen erfordernden Desaster gegen Bergtheim?

Es beginnt damit, dass von dem in die Saison gestarteten Kader und vor dem Richtung weisenden Spiel bei HC Sulzbach-Rosenberg allein sechs Spielerinnen nicht verfügbar waren, Evi Hoffmann von Grippe geschwächt die Woche nicht trainieren konnte, die wieder integrierte Tini Büttner trotz Schulterverletzung ebenso wie die Debütantin Ruth Schiffmann in den Bus einsteigen musste. Als ob das nicht ausreichte: Caro Neckar, Ecks Nachwuchstalent als Führungsspielerin, hat sich kurz vor dem Spiel den linken Arm verbrüht.

So schickte Eck, der „normalerweise“ das Kontingent von 14 Spielerinnen ausnutzt, nur zehn Akteure ins Spiel, während Caro Neckar auf der Bank ihren Arm kühlte. Doch es kommt noch schlimmer: Torfrau Jessica Remmel verdrehte sich nach zehn Minuten ihr Problemknie und Laura Cuperus musste 50 Minuten allein das Tor hüten. Das tat die Kleinste im Team allerdings mit Bravour und wehrte sogar einen Strafwurf ab.

Als Jessica Remmel ausschied, stand es gerade 3:3 und die Gastgeberinnen hatten ausschließlich nach Strafwürfen getroffen. Als mitten in der ersten Halbzeit auch noch Bettina Pfeiffer humpelnd starke Schmerzen im Bein andeutete, fiel es schwer, an einen TSVV-Erfolg zu glauben. Zumal in einem Hexenkessel von Sporthalle , der sehr schmal und kurz bemessen ist.

Da war es nicht verwunderlich, dass ein klares Tor von Evi Hoffmann nicht erkannt wurde. Nach 20 Minuten führten die Oberpfälzerinnen mit 9:6 Toren. Aufopferungsvoll kämpften sich die TSVV-Damen wieder heran. Bettina Pfeiffer biss die Zähne zusammen und erhumpelte sich ihre Gegenstoßtore, Julia Bistrick traf aus dem Rückraum und Evi Hoffmann setzte sich am Kreis durch. Das Spiel war bei Halbzeit (11:11) wieder völlig offen. So blieb es auch nach dem Wechsel. Die Spannung war eigentlich kaum zu überbieten, als beim Stand von 17:17 zehn Minuten überhaupt kein Tor fiel. Dass Vaterstetten in dieser stimmungsmäßig explosiven Phase die Ruhe bewahren konnte, war höchst bemerkenswert. Schließlich musste Stephi Hoepner nach ihrer dritten Zeitstrafe aus dem Spiel genommen werden und sogar Thomas Eck fing sich eine Zeitstrafe ein. Als sieben Minuten vor Spielende die Gastgeberinnen 19:17 führten, schien das Schicksal Vaterstettens besiegelt.

Doch die Momente nach Ecks Auszeit kann man dann als Wiedergeburt einer willensstarken Vaterstettener Mannschaft bezeichnen. „Die dachten uns auf dem Zahnfleisch und fühlten sich zu sicher,“ kommentierte Co-Trainer Fabian Hartmann das Geschehen. Eine außergewöhnliche und für alle überraschende Energieleistung brachte die Wende zugunsten der Gäste. Die Abwehr kämpfte beispielhaft und antizipierte Sulzbachs Angriffe. Steffi Blechinger überlistete Sulzbachs Torfrau. Wiederholt gelang es Bettina Pfeiffer, den Schmerz zu verdrängen und ihre Einwurfpositionen zu nutzen. Julia Bistrick erzielte ihr viertes Rückraumtor. Als Caro Neckar trotz schmerzverbrannter Haut volles Risiko ging und keine zwei Minuten vor dem Abpfiff mit ihrem Treffer zum 22:19 belohnt wurde, war Siegesgewissheit bereits in den Köpfen.

Das fast Unglaubliche wurde zur Realität. „Mit dem 23:21-Erfolg haben wir einen sehr wertvollen Erfolg geholt. Großes Kompliment an meine Damen für diese außergewöhnliche Energieleistung“, war Eck des Lobes voll. „So ganz normal war dieser Erfolg schließlich auch nicht“. Aber das mit der Normalität hatten wir schon. Mit Sicherheit hatte er aber schon die nächsten Spiele gegen die aktuellen Top-Teams aus Dachau und Ismaning im Hinterkopf.Aber auch das ist bei ihm durchaus normal.


Spielstatistik:
Sulzbach: Babsi Viechtl, Nina Aures, Andrea Himmerer (1), Caro Scheuerer (3/1), Melli Kopp (5/4), Kristina Steiner (1), Petra Fleißner (3), , Diane Rösl (2), Lisa Steiner (4), Christina Schatz, Karo Fuchs, Vroni Herrmann (2), Julia Hofmeister

Vaterstetten: Laura Cuperus, Jessica Remmel, Tini Büttner, Julia Büttner, Julia Bistrick (4), Evi Hoffmann (3), Caro Neckar (1), Monika Steininger (2/2), Stephi Hoepner (2), Bettina Pfeiffer (8), Steffi Blechinger (3), Ruth Schiffmann

Verwarnungen: HCS 2, TSVV 3
Zeitstrafen: HCS 4, TSVV 7
Rote Karte: HCS 0, TSVV 1 (für 3x2 Minuten)
Strafwürfe: HCS 6/ davon 5 verwandelt, TSVV 3/2

Schiedsrichter: Daniel Langner (TSV Weitramsdorf)/ Florian Müller (HG Ansbach)

Spielfilm: 2:0, 2:3, 5:3, 5:4, 6:4, 6:5, 7.5, 7:6, 9:6, 9:7, 10:7, 10:11, 11:11, Halbzeit, 11:14, 14:14, 14:15, 15:15, 15:16, 16:16, 16:17, 19:17, 19:22, 20:22, 20:23, 21:23

jwg

Mit freundlicher Genehmigung der Ebersberger Zeitung / Münchener Merkur