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Teamsport vom Allerfeinsten

31.08.2009

Männer 2

„Aufsteiger der Herzen“ beantragt Staatshilfe

M2 nach aberkanntem Aufstieg in Finanznot?

Opel und Arcandor neben vielen anderen: sie woll(t)en eine Staatsbürgschaft, nachdem sie in finanzielle Schieflage geraten sind. Und nun auch die M2? Bekommt die Fassade des Traditionsvereins erste Risse? Oder steht sogar der Insolvenzverwalter bereits vor der Tür?

Im ersten Teil des Interviews erklären die Manager Denker und Kies, wie es um die M2-Finanzen steht und warum sie einen Staatskredit für hilfreich halten – und was die aktuelle Situation mit dem aberkannten Aufstieg zu tun hat.


PKO: Herr Denker, Herr Kies, die Nachricht von Ihrem Hilfegesuch an die Bundesregierung kam für viele absolut überraschend. Rating-Agenturen bescheinigten ihnen bisher nur die höchsten Bonitätsstufen. Wurde doch nicht so grundsolide gewirtschaftet, wie selbst renommierteste Wirtschaftsexperten den Eindruck hatten?

Denker: Zunächst einmal möchten wir betonen, dass wir nicht in Not geraten sind. Eine Insolvenz ist überhaupt kein Thema. Die M2 ist in ihrem Kern gesund: Wir haben in den vergangenen zwei Jahren den Umsatz verdreifacht und für das vergangene Jahr den höchsten operativen Gewinn der Vereinsgeschichte vorzuweisen – ein Beleg dafür, wie erstklassig das Management zuletzt gewirtschaftet hat. In den letzten Wochen fand aber – ohne, dass wir Einfluss darauf hätten nehmen können – eine Entwicklung statt, die die Aussichten auf unsere rosige Zukunft kurzfristig – ich betone: kurzfristig – trübt.

Spieler, Coach und Manager in Personalunion: Denker. Den Ball hat er im Griff, die Finanzen auch?
PKO: Sie spielen auf die Finanzkrise und den vom Verband verweigerten Aufstieg an.

Kies: Ganz offensichtlich hat die Konkurrenz ein Schlupfloch in den Reglements gefunden, wodurch unser Platz in der Bezirksliga auf fragwürdige Art und Weise einer anderen Mannschaft zugeschlagen wurde. Wir hätten unsere Rechtsabteilung mit der Erstellung zahlreicher Gutachten beauftragt, wenn man uns über das laufende Verfahren informiert hätte. Da wir aber erst nach der Urteilsverkündung von den Vorgängen erfuhren, verweilten unsere Topanwälte bereits auf diversen Südseeinseln und waren nicht erreichbar.

Denker: So kann man mit dem besten Pferd, das der Verband im Stall hat, nicht umspringen. Man gewinnt den Eindruck, dass der Verband nicht akzeptieren will, dass es neben der M2 keine andere Spitzenmannschaft im internationalen Handball gibt. Wir untersuchen gerade, ob es einen Maulwurf bei der M2 gibt. Ohne Kenntnis der Urlaubspläne unseres Anwaltsstabs hätte sich der Verband niemals auf so dünnes Eis gewagt. Wir haben die Group Club Handball (2006 unter Federführung der M2 gegründete Vertretung der europäischen Spitzenclubs) über die Vorgänge informiert und werden jetzt Druck auf den Verband ausüben und zudem mittels unserer Anwälte klar machen, dass wir eine derartige Vorgehensweise nicht akzeptieren.

PKO: Erklären Sie uns, was der Nichtaufstieg mit dem beantragten Staatskredit zu tun hat.

Kies: Zunächst muss man wissen, dass wir seit einem Jahr fest mit dem Aufstieg geplant haben. Wir haben vorsorglich in die Strukturen investiert, um die M2 zukunftsfähig zu machen. Innerhalb kürzester Zeit haben wir das M2-Leistungszentrum im Bayerischen Wald und das Wellnessparadies Rosamare aus dem Boden gestampft, zudem die Casa Denker aufwendig renoviert – von den umfangreichen Modernisierungsarbeiten an der Halle, die noch im Gange sind, ganz zu schweigen. Auch in der Nachwuchsarbeit engagieren wir uns zunehmend, seitdem wir Volker Strack als Jugend-koordinator gewinnen konnten. Und die Qualität des Kaders erhöht sich auch nicht von allein. Wir sind fest davon überzeugt, dass sich all diese Maßnahmen in wenigen Jahren amortisieren werden.

Denker: Den erhöhten Ausgaben stehen in der Folge des Nichtaufstiegs stagnierende Einnahmen gegenüber. Eine Diskrepanz, mit der wir nach menschlichem Ermessen nicht rechnen konnten – schließlich war der Aufstieg für uns Formsache. Wir haben fest mit den steigenden Einnahmen beispielsweise aus den Übertragungsrechten gerechnet, die nun entfallen. Sie können sich vorstellen, dass uns bei den Zuschauer- und Sponsoreneinnahmen das gleiche Schicksal ereilt.

Kies: Unser Finanzierungsmodell ist immer noch grundsolide, sobald der Aufstieg bewerkstelligt ist – nur wird das erst in einem Jahr der Fall sein. Diese Situation wäre an sich kein Problem, gäbe es die aktuelle Kreditklemme infolge der Finanzkrise nicht. Selbst für seriöse Unternehmen wie die M2 ist es schwer, in der Privatwirtschaft einen Kredit zu bekommen. Vorbei sind die Zeiten, als man bei einer Flasche Lambrusco in vertraulicher Runde in der Sauna oder bei Geburtstagsfeiern im Kanzleramt Millionendeals vereinbarte mit den Ackermanns dieser Welt. Wie Sie wissen, konnten wir aufgrund der Krise auch nicht den von langer Hand geplanten Börsengang realisieren, um frisches Geld in unsere Kassen zu spülen, weil keine vernünftige Erlössituation zu erwarten war.

PKO: Wieso kann Mäzen Schmitt nicht kurzfristig einspringen?

Denker: Schmitt besitzt Beteiligungen an zahlreichen zukunftsträchtigen Unternehmen. Um der M2 zu helfen, müsste er einige dieser Anteile entäußern, was bei den momentanen Marktpreisen Wahnsinn wäre. Das können und wollen wir nicht verlangen. Zudem werfen diese Unternehmen im Moment nicht die üppigen Gewinne ab, die wir und Schmitt gewohnt sind. In diesem Sinne waren die letzten Monate auch für Schmitt nicht leicht. Und selbst integre Geschäftsleute wie Schmitt stoßen bei Banken nicht mehr auf unumschränktes Vertrauen – was eine Unverschämtheit ist angesichts der Sicherheiten, die Schmitt zu bieten hat. Er kann uns im Moment leider nicht weiterhelfen.

Lesen Sie morgen im zweiten Teil des Interviews, wie die M2 die Erfolgsaussichten auf Staatshilfe einschätzt und Bedenken der Öffentlichkeit zerstreuen will – und ob die M2 doch noch auf dem Transfermarkt aktiv wird.