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Teamsport vom Allerfeinsten

01.09.2009

Männer 2

„Wir sind systemrelevant“

Die M2 und die Krise: Teil II des Interviews zur beantragten Staatshilfe

Opel und Arcandor neben vielen anderen: sie woll(t)en eine Staatsbürgschaft, nachdem sie in finanzielle Schieflage geraten sind. Und nun auch die M2? Bekommt die Fassade des Traditionsvereins erste Risse? Oder steht sogar der Insolvenzverwalter bereits vor der Tür?

Im zweiten Teil des Interviews erläutert das M2-Management, wie es die Erfolgsaussichten auf Staatshilfe einschätzt und Bedenken der Öffentlichkeit zerstreuen will – und ob die M2 doch noch auf dem Transfermarkt aktiv wird.


PKO: Sie wünschen sich also Hilfe vom Staat. Welche Kredithöhe ist angedacht?

Kies: Ein Kredit im niedrigen dreistelligen Millionen-Bereich sollte uns erstmal weiterhelfen.

PKO: Und wie schätzen Sie Ihre Erfolgsaussichten ein?

Kies: Bekanntermaßen entstammen Schmitt und Guttenberg alten Adelsgeschlechtern, die gute Beziehungen miteinander pflegen. Schmitt kennt Guttenberg noch aus dem Sandkasten und hat ihm vor einigen Jahren seine heutige Frau Stephanie vorgestellt. Wir sind überaus zuversichtlich, im Wirtschaftsministerium Gehör zu finden und die Verantwortlichen davon überzeugen zu können, dass dieses Steuergeld gut angelegt ist.

PKO: Glauben Sie, dass sich ein derartiger Staatskredit der deutschen Öffentlichkeit vermitteln lässt? Schließlich gilt die M2 als Ansammlung verwöhnter Millionäre, und man war bis dato nicht nur einmal der Meinung, dass die Höhenluft die M2 den Bezug zur Realität verlieren lässt.

Denker: Diesem Vorwurf möchte ich entschieden widersprechen! Die Rettung der M2 ist für ganz Deutschland von größter Bedeutung. Schließlich sind wir systemrelevant. Bedenken Sie, dass die M2 die letzte Bastion unseres kapitalistischen Wirtschaftssystems ist und für eine Welt steht, in der es gerecht zugeht und sich Leistung noch lohnt. Nicht einmal ein so vollendetes System wie der Kapitalismus funktioniert ohne Aushängeschilder. Und wer käme dafür besser in Frage als die M2? Gäbe es nicht die M2, würden Messen wie die Millionaire Fair nicht in München und auch nicht anderswo in Deutschland stattfinden. Was das für den Wirtschaftsstandort Deutschland und vor allem für dessen Image bedeuten würde, brauche ich Ihnen nicht zu erklären.
Wenn Schmitt bei den Verhandlungen mit seinem Jugendfreund Guttenberg das gleiche Durchsetzungsvermögen beweist, wird sich die M2 keine Sorgen machen müssen.























Kies: Wir sorgen dafür, dass das Geld unmittelbar wieder zurück in den Wirtschaftskreislauf fließt. Es stehen ja nicht nur die Jobs der Spieler zur Disposition. Denken Sie nur an die Stellen, die mittelbar betroffen sind: Juweliere, Autohändler und -konzerne, Immobilienmakler in München und Umgebung – nicht zu vergessen die Feinkostindustrie wie beispielsweise Brauereien!

PKO: Sie wollen damit sagen, dass die Rettung der M2 unter anderem Arbeitsplätze bei Opel sichert?

Denker: Wohl eher bei Porsche, aber die freuen sich ja mittlerweile auch über jedes verkaufte Auto.

PKO: Können Sie Sicherheiten für den Kredit vorweisen? Und wieso sollte der Staat diese Sicherheiten akzeptieren, wenn sie den Banken nicht ausreichend waren?

Denker: Wir haben bereits deutlich gemacht, dass wir ein zukunftsträchtiges Konzept haben. Unsere wirtschaftlichen Daten sind exzellent. Ich versichere Ihnen: Wir sind fit für die Zukunft! Zudem verfügen wir über erstklassige Sicherheiten. Allein Sielemanns Marktwert wird auf 94 Mio. Euro taxiert. Aber wenn es nach den Banken gegangen wäre, hätten wir Sielemann den rechten Arm amputieren und bei der Bank hinterlegen müssen, um einen Kredit zu erhalten. Das kam für uns nach reiflicher Überlegung nicht in Betracht. Wir gehen davon aus, dass die KfW keine derartigen Forderungen stellt.

PKO: Wie lange gedenken Sie auf Staatshilfe angewiesen sein zu müssen?

Kies: Es handelt sich in jedem Fall nur um einen Übergangskredit. Unsere gut erholten Anwälte arbeiten sich gerade in den Fall ‚Nichtaufstieg‘ ein und formulieren unsere Schadensersatzklage, schließlich verzögert sich nun unser Aufstieg in die erste Liga, die anschließende Meisterschaft und der erste Champions-League-Sieg um ein Jahr. Sobald unsere Staranwälte den Verband ausgepresst haben wie eine Zitrone, Schmitts Geschäfte wieder besser laufen oder die Kreditklemme überwunden ist, werden wir wieder auf eigenen Füßen stehen können.
PKO: Ist angesichts der angespannten finanziellen Lage noch Geld vorhanden, um die Mannschaft weiter zu verstärken? Sie haben bisher noch keinen Transfercoup gelandet.

Denker: Finanziell können wir sicherlich noch den Transfer des einen oder anderen Weltklassehandballers stemmen, aber leider findet man Spieler dieses Kalibers nicht wie Sand am Meer.

PKO: Presseberichten zufolge stand die Verpflichtung von Nikola Karabatic kurz bevor. Woran scheiterten die Verhandlungen?

Kies: Finanziell waren wir uns schnell einig. Allerdings war er mit der ihm zugedachten Rolle innerhalb der Mannschaft unzufrieden. Wir haben ihm klar gesagt, dass wir ihn als Herausforderer von Schmitt und Denker auf der linken Rückraumposition sehen; er hingegen forderte eine Stammplatzgarantie. Dass bei uns aber ein striktes Leistungsprinzip gilt, hat ihm nicht gefallen. Schade.

Denker: Vor allem, wenn man bedenkt, dass ihm die Bezirksklassenmeisterschaft noch in seiner Titelsammlung fehlt. Aber wenn er lieber in der Provinz bei Montpellier spielen will, anstatt im mondänen München die sportliche Herausforderung zu suchen, dann bleibt uns nichts anderes übrig, als diese Entscheidung zu akzeptieren.

PKO: Haben Sie Alternativen im Blickfeld?

Kies: Wir sondieren zurzeit den Markt. Wenn wir einen echten Kracher finden, der uns wirklich weiterhilft und dem Konkurrenzdruck innerhalb des Teams gewachsen ist, dann schlagen wir zu.

PKO: Meine Herren, ich danke Ihnen für dieses Gespräch.
Eine Ausnahme: Sielemann wäre froh, wenn sein Wurfarm sicher in einem Banktresor verstaut wäre. Sein Gegner hingegen wird sich heute noch an den Tag zurückerinnern, an dem er 94 Mio.€ in Händen hielt.